Rückblick auf das 9. FORUM IGGH vom 27. Oktober 2023
Das Forum widmete sich dem Thema «Politik und die Herausforderung der Kommunikation ohne Barrieren». Urs Germann vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB) gab einen Input zum aktuellen politischen Geschehen, und zu den Aufträgen, die das EBGB vom Bundesrat erhalten hat. Vorgestellt wurden vier Gleichstellungsprogramme zu den Themen Wohnen, Arbeit, Dienstleistungen (mit Fokus auf barrierefreie Kommunikation) und politische Partizipation befassen. Bei der aktuell laufenden Revision des Behindertengleichstellungsgesetzes soll die Anerkennung der Gebärdensprache aufgenommen werden.
In der von Theo Juker, Präsident IGGH, moderierten Podiumsdiskussion wird schnell klar, dass die Schweiz im internationalen Vergleich viel Nachholbedarf hat. Gemäss Urs Germann hat der Ausschuss der UNO-Behindertenrechtskonvention in seinem letzten Bericht viele Defizite aufgelistet. Vanessa Buser verweist auf die USA, die im Bereich der Gebärdensprache viel weiter seien. Die Vizepräsidentin der Swiss Deaf Youth SDY fordert von der Schweiz eine echte Anerkennung der Gebärdensprache.
Ein weiteres Problem sieht der politische Aktivist Patrick Mock in der fehlenden Zugänglichkeit politischer Prozesse für Gehörlose und fordert die konkrete Umsetzung des EBGB-Programms «Politische Partizipation». Auch Jugendliche seien politisch interessiert, meint Vanessa Buser, das Problem liege aber im Verständnis des politischen Systems. Hier brauche es Lehrmittel in Gebärdensprache, was auch Eliane Steiner bestätigt, ein Teil der Jugendlichen sei politisch sehr interessiert. Für die Sozialpädagogin ist das Erlernen der Gebärdensprache in der Schule wichtig. In ihrer Diplomarbeit befragte sie hörbehinderte Menschen nach ihren Wünschen im Zusammenhang mit der Bildung, wobei die Gebärdensprache genannt wurde.
Tanja Krebedünkel arbeitet schon intensiv mit dem EBGB zusammen. Die Projektmitarbeiterin für politisches Empowerment des Schweizerischen Gehörlosenbundes SGB-FSS stellt weitreichendere Forderungen, als dass sie der Bund aktuell umgesetzt hat. Die politische Partizipation ist noch nicht gegeben. Es dürfe nicht sein, dass ein gehörloser Nationalratskandidat aus eigener Tasche die Dolmetschdienste finanzieren müsse. Die drei gehörlosen Nationalratskandidierenden hätten trotzdem sehr viele Stimmen erhalten, nur habe es beim ersten Mal noch nicht gereicht. Das bestätigt auch Timo Junger, Co-Präsident der Sozialdemokratischen Partei SP Thun, der zusammen mit Christian Gremaud (SP Stadt Bern) Wahlkampf gemacht hat. Es sei sehr mutig von ihm gewesen, die Partei aufzufordern, den Wahlkampf so anzupassen, dass Christian Gremaud auch präsent sei.
Beim Apéro nach der Podiumsdiskussion gingen die Lichter aus. Scheinwerfer erhellten die weissen Handschuhe von Theo Juker an. Er präsentierte eine Überraschung: das Chronikbuch der IGGH mit dem Titel «Zusammen stärker: die Geschichte der IGGH».
- Brigitte Schökle, Geschäftsführerin IGGH, eröffnet das 9. FORUM IGGH.
- Sie stellt die Frage, was braucht es für eine zugängliche politische Partizipation?
- Das Inputreferat gab Urs Germann, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB)
- Theo Juker, Präsident IGGH, macht ein Selfie von der Diskussionsrunde.
- Vanessa Buser, Vizepräsidentin Swiss Deaf Youth, fordert eine echte Anerkennung der Gebärdesnprache.
- Patrick Mock, politischer Aktivist, kritisiert die fehlende Zugänglichkeit bei der politischen Partizipation.
- Einige Wortmeldungen lösen ein Schmunzeln aus (links Edit Rohr und Christine Bütikofer, Vizepräsidentin IGGH).
- Eliane Steiner berichtet von positiven Erfahrungen in Neuseeland, wo die Gebärdensprache schon anerkannt ist.
- Gemäss Tanja Krebedünkel, Projektmitarbeiterin politisches Empowerment des Schweizerischen Gehörlosenbundes SGB-FSS, seien die Verwaltungen in der Pflicht, eine Zugänglichkeit für gehörlose Menschen zu gewährleisten.
- Auch sie waren dabei, von links: Christine Friberg, Präsidentin Pro Audito Zürich, Martin Graeter und Therese Künzler (beide Pro Audito Bern).
- Der Präsident der SP Thun, Timo Junger, will noch mehr Anliegen der Gehörlosen und Hörbehinderte aufnehmen.
- Premiere! Theo Juker präsentiert während dem Apéro das Chronikbuch der IGGH.
- Applaus bei den Anwesenden.
- «Zusammen stärker: die Geschichte der IGGH» ist ab sofort bei der Geschäftsstelle erhältlich.
- Ansturm beim Verkaufstisch. Brigitte Senn, Administration IGGH, packt ein Chronikbuch ein.
- Sie genossen das feine Apéro von links: Theo Juker, Präsident IGGH, Therese und Christoph Künzler, Präsident Pro Audito Bern.
- Für das assortierte Imbiss danken wir…
- …dem Küchenteam von links: Franziska Roos, Ursula Marti, Madeleine Sigg, Doris De Giorgi, Susanne Spahni
Das Datum des nächsten 10. FORUM IGGH wird später bekannt gegeben.